Die mentale Gesundheit von Menschen in der heutigen Wissensgesellschaft ist eine relevante Grundlage für den Erfolg von Unternehmen. Diese zu fördern und zu erhalten, wird auch für Unternehmen eine immer größere Aufgabe. Laut Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse aus 2021 nehmen „…psychische Erkrankungen in Deutschland seit 2007 kontinuierlich zu – 2020 führten psychische Erkrankungen zu den meisten krankheitsbedingten Ausfalltagen in Deutschland“.

Im Arbeitsumfeld ist Stress ein starker Treiber von mentalen Herausforderungen. Das kann sich in der Art und der Ausprägung von Reizen, sogenannten Stressoren, unterscheiden: Stress kann sich kurzfristig einstellen, zum Beispiel durch das Halten einer wichtigen Präsentation vor einem Kunden, kurzzeitig durch beispielsweise der Endphase eines Projektes mit starkem Arbeitsaufkommen, durch Ängste vor dem Verlust des Jobs oder durch vergangene Stressoren wie beispielsweise Mobbing-Erlebnissen. Wenn keine Bearbeitung und Entspannung statt findet, kann dies zu chronischen Krankheiten, Burnout oder Depressionen führen.

Welche Möglichkeiten bestehen für Unternehmen die psychische Gesundheit der Mitarbeiter zu fördern?

1. Aufmerksamkeit für mentale Gesundheit schaffen

Wenn man eine Erkältung hat, sieht man die laufende die Nase oder nach einem Beinbruch sieht man den Verband. Wenn man sich psychisch erschöpft fühlt, weil die Angst ständig da ist, der Druck zunimmt, die Leistung abnimmt und an Schlaf gar nicht zu denken ist, wird dies von außen nicht gesehen. Dies spielt sich unsichtbar in unserem Inneren ab oder wird vielleicht noch mit ein paar dunklen Augenringen dokumentiert. Beim ersten Beispiel sagt man den Kollegen den Grund, warum man nicht zur Arbeit gekommen ist. Bei einer Krankschreibung aus dem zweiten Beispiel mag man weniger gerne darüber sprechen. Warum eigentlich und wie können Mitarbeiter und Unternehmen nun damit umgehen?

Genauso wie es im Umgang mit Stress zur Bewertung von stressigen Situationen die drei Möglichkeiten positiv, irrelevant oder stresshaft gibt, können Sie sich im Unternehmen dafür entscheiden, wie der Umgang mit psychischer Gesundheit sein soll:

  • Stressverstärkend? Sollen Ihre Mitarbeiter mit Ihren psychischen Herausforderungen alleine umgehen müssen, da darüber nicht gesprochen werden sollte?
  • Irrelevant? Ist die psychische Gesundheit, da sie ja nicht sichtbar ist und allzu leicht darüber hinweg gesehen werden kann, irrelevant?
  • Positiv? Oder entscheiden Sie sich in Ihrem Unternehmen einen positiven und aktiven Beitrag dazu leisten zu wollen, so dass ebenso wie mit der physischen Gesundheit auch mit der Psychischen respektvoll umgegangen wird?

Machen Sie Ihre Mitarbeiter und sich selbst sensibel für das Thema und werden Sie aufmerksam, ob sich Kollegen beispielsweise über einen längeren Zeitraum zurückziehen, weniger Freude am Job zeigen oder müde und energielos sind. Und dies sind nur einige wenige Symptome dafür.

2. Kultur einer psychologischen Sicherheit fördern

Oftmals fällt es Menschen schwer festzustellen, dass sie womöglich betroffen sind und noch schwerer fällt es, dies dann zu kommunizieren. Besonders in unserer heutigen Leistungsgesellschaft, wo von Mitarbeitern gefordert wird zu funktionieren, fällt ein offener und ehrlicher Austausch über das eigene Wohlbefinden teilweise schwer. In virtuellen Meetings bleibt nicht die Zeit, um sich mit den Kollegen über deren Zufriedenheit oder persönliche Herausforderungen auszutauschen, sondern die Zeit wird für Fachliches genutzt, um dann schnell von einem Meeting zum Nächsten zu springen.

Ob ein ehrlicher Austausch statt findet, hängt auch mit der eigenen wahrgenommen Sicherheit im Unternehmen oder in Teams zusammen. Die sogenannte psychologische Sicherheit spielt dabei eine große Rolle. Dürfen sich beispielsweise Mitarbeiter auch verletzlich zeigen? Wenn Sie sich Verantwortlich zeigen und beispielsweise ihre eingeschränkte Leistungsfähigkeit kommunizieren und somit ihrem Arbeitgeber Vertrauen schenken, werden sie dann auf Augenhöhe wahrgenommen und werden unterstützt oder als schwach und nicht ganz richtig abgestempelt?

Es geht also darum, eine Kultur zu schaffen, in der Mitarbeiter ihre Herausforderungen rund um die mentale Gesundheit kommunizieren können, ohne mit negativen Konsequenzen rechnen zu müssen.

„Schaffen Sie psychologische Sicherheit, so dass über Stress, Ängste und Leistungsdruck gesprochen werden kann.“

3. Rahmenbedingungen durch Prävention und Unterstützung

Was bieten sie als Unternehmen bereits präventiv an? An wen können sich ihre MItarbeiter mit mentalen Herausforderungen wenden? Welche Strukturen gibt es, um den Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin kurzfristig zu entlasten? Gibt es in ihrem Unternehmen Antworten auf diese Fragen?

Schaffen sie ein Angebot, wie beispielsweise inhouse Stressmangement- und Resilienz Kurse, in denen sich die Mitarbeiter über Stressoren, mögliche Konflikte und den eigenen Umgang mit Stress austauschen können. Wenn die Mitarbeiter feststellen, dass sie nicht alleine mit ihren Gedanken und Gefühlen sind, sich darüber austauschen können und Strategien und Methoden lernen, ist ein erster guter Grundstein gelegt.

„Alleine schon zu hören, dass meine Kollegen ähnliche Probleme wie ich haben und das einmal auszusprechen, hat mir schon geholfen mich besser zu fühlen. Und es hat das Vertrauen und Verständnis für meine Kollegen erhöht.“
Zitat einer Teilnehmerin nach einem in-house Stressmanagement Kurs

Definieren sie Ansprechpartner, an die man sich mit mentalen Problemen im ersten Schritt wenden kann. Ist das jemand aus der Personalabteilung, geschulte Führungskräfte oder eine vertrauensvolle Person aus dem Kollegenkreis? Schulen sie und sprechen sie mit Personen, die sich mit der Rolle wohlfühlen können und definieren sie aber auch ganz klar deren Grenzen.

Ermöglichen Sie Strukturen, dass bei akuter Problematik der Mitarbeiter beispielsweise seine Arbeitszeiten reduzieren oder kurzfristig Urlaub machen kann, sprechen sie darüber welche Projekte und oder Aufgaben abgegeben werden können und fragen sie die betroffene Person, was ihr jetzt wirklich helfen würde, gesund zu werden.

Antje Ebner, Coaching und Training für mentale Gesundheit im Job. Ich coache und befähige Unternehmen die Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeiter präventiv zu fördern und nachhaltig zu sichern, so dass  Mitarbeiter mehr Zufriedenheit und mentale Gesundheit in ihrem Job erfahren können.