„Nein“ sagen ist wichtig. „Nein“ sagen ist schwer. „Nein“ sagen kann unbeliebt machen und ein „Nein“ wird von anderen nicht gerne gehört. Und dennoch ist es wichtig, genau das zu sagen. Vor allem, wenn sich ein unbestimmtes Gefühl im Magen ausbreitet, dass einem mitteilt, dass gerade etwas nicht stimmt. Ein „Ja“ ist schnell gesagt und im Nachhinein ärgert man sich, weil man etwas macht, das nicht wirklich passend erscheint.
Im Arbeitsalltag werden die eigenen Grenzen von anderen und auch von uns selbst überschritten: Der Kunde, der die Deadline mal eben weit nach vorne zieht und gleichzeitig höchste Qualität an die Ergebnisse fordert. Der Kollege, der die eigenen Aufgaben gerne an andere delegiert oder die Vorgesetzte, die ihre Arbeit gerne auf den letzten Drücker erledigt und dies von Ihren Mitarbeitern ebenso wünscht. Wir überschreiten unsere Grenzen ebenfalls, indem wir Aufträge und Wünsche von anderen erledigen, wenngleich alles in unserem Inneren ruft, dass das zu viel, unpassend oder zeitlich für uns nicht machbar ist.
Warum ist es wichtig Grenzen zu setzen?
Für manche Menschen ist das Setzen von Grenzen ein Zeichen von Schwäche. Sie denken, dass sie keine Grenzen benötigen, denn sie sind stark genug, alles zu schaffen, was von Ihnen verlangt wird. Aber ohne Grenzen zu setzen, sind sie so von außen bestimmt, agieren nicht mehr selbstbestimmt und sind irgendwann so gestresst und gehetzt, dass die Arbeitsproduktivität und – Qualität sinkt.
Also ist es wichtig Grenzen zu setzen, so dass wir ein selbstbestimmtes und gesundes Leben führen können. Wenn wir uns nicht selbst entscheiden, sondern andere entscheiden lassen, kostet uns dies unsere Fähigkeit zu wählen, was für uns das Wichtigste im Leben ist. Dann sind die Grenzen nicht von uns, sondern von anderen Personen gesetzt, was zu großer Unzufriedenheit und Fremdbestimmung führen kann.
Sehen Sie es somit als Stärke an, Grenzen zu setzen. Schützen Sie sich und Ihre Zeit im Job davor, von anderen in Beschlag genommen zu werden. Klare Grenzen zu setzen, ermöglicht es Ihnen aktiv die Forderungen und Belastungen von außen zu eliminieren und ihre eigenen Ziele zu verfolgen. So haben Sie die Wahl darüber zu entscheiden, wo sich ihre Grenzen befinden und Sie können ihr Leben aktiv gestalten.
Warum es schwer ist, Grenzen setzen?
Ein Grund, weshalb es schwer ist Grenzen zu setzen, ist es, dass man andere gerne unterstützt und hilft. Sobald man also eine Anfrage ablehnt, entzieht man also die Hilfe, kann andere damit verletzten, gilt womöglich als Egoist und das kann sich schlecht anfühlen.
Ein weiterer Grund kann die Angst vor der Ablehnung sein. Wenn man alles zusagt, wird man geschätzt, gemocht und wird häufig wieder gefragt. Wir haben gelernt, dass wir Anerkennung bekommen, wenn wir die Erwartungen anderer erfüllen und das fühlt sich gut an. Sagt man ab, dann kann dies im ersten Schritt mit Unmut, Ablehnung und auch Wut bei den Beteiligten führen.
Das „Nein“ wird nicht respektiert und daher ist Ihnen der Aufwand immer wieder darauf hinzuweisen zu hoch? Womöglich liegt darunter auch die Scheu vor einem Konflikt, so dass Harmonie als der einfachere Weg erscheint. Das ist ebenfalls ein Grund, weshalb Viele sich davor scheuen, Grenzen zu setzen.
Ja, es ist schwer Grenzen zu setzen aus dem einen oder anderen, oder einem hier noch gar nicht genannten Grund. Gleichzeitig ist es wichtig für das eigene Selbstwertgefühl, die eigene Energie und die Ziele im Leben.
Kennen Sie Ihre eigenen Grenzen?
Wir fordern von anderen unsere Grenzen nicht zu übertreten. Doch wissen Sie ganz genau, wo ihre Grenzen aufhören und wo sie merken, dass diese überschritten sind? Ab wann ist dieses ungute Gefühl da?
Um somit die eigenen Grenzen wirklich auch selbstbewusst vertreten zu können, benötige ich erst einmal eine eigene Klarheit. Ich höre in mich hinein, um einerseits zu wissen, was für mich okay ist und bis wohin ich bereit bin mitzumachen, und andererseits mir selbst darüber klar zu sein, was nicht mehr okay für mich ist. Erst wenn ich hier mit mir selbst eine Vereinbarung getroffen habe, kann ich in die Kommunikation gehen.
Wie man Grenzen setzt
Diese Anleitung soll Sie unterstützen, so dass Sie mutig für sich selbst, Ihre Zeit und Ihre Ziele einstehen. Sie soll Ihnen helfen kraftvoll und wertschätzend „Nein“ zu sagen, ohne Ihr Gegenüber zu verletzen. Wie also geht das?
- Zeigen Sie Ihrem Gegenüber Dankbarkeit und Anerkennung, um die Beziehungsebene zu stärken: Was schätze ich an der anderen Person?
- Kommunizieren Sie dann sehr klar Ihre Grenzen: Wie weit möchte ich gehen und wo sind meine Grenzen?
- Sprechen Sie nur über sich, ohne einen Schuldigen zu suchen
- Kommunizieren Sie Ihre Prioritäten: Was ist für mich im Moment wichtig? Warum kann ich dies jetzt nicht tun? Ggf biete ich eine Alternative an („Jetzt nicht, aber nächste Woche…“)
- Bitten Sie um Feedback auf das eben Gesagte
- Bleiben Sie weiterhin beim „Nein“ und knicken Sie nicht ein
Wenn Sie dies ein paar Mal geübt haben, wird das Nein-sagen einfacher und es wird sich besser anfühlen. Alternativ können Sie auch klare Sätze aussprechen, ohne das Wort „Nein“ zu verwenden, wie zum Beispiel „Ich habe gemerkt, dass mir xy zu viel wird. Bitte frage daher jemand anderen.“.
Mut haben „Nein“ zu sagen
Hinter einem „Nein“ steht Mut für sich selbst einzustehen. Es geht nicht darum andere hängen zu lassen und einfach alles abzulehnen, was angefragt wird. Es geht darum, sich auf sich selbst zu besinnen und zu prüfen, welche Energie ich für welche Aufgabe habe und einsetzen möchte. Es geht darum Wirkung mit dem eigenen Handeln zu erzeugen und mit dem Setzen von Grenzen, können wir selbst über unseren Wirkungskreis bestimmen.